Zwischen „Alle Jahre wieder“ und „Neuanfang“

„Alle Jahre wieder“ freuen sich viele Menschen auf Weihnachten. Einige Tage frei von der täglichen Arbeitsbelastung, ein geschmücktes zu Hause mit Weihnachtsbaum und Krippe, die Beleuchtung in den Häusern und Straßen und nicht zu vergessen das leckere Essen. All das gehört dazu, doch ist dies das Wesentliche oder das Besondere der Weihnacht? Wenn etwas davon fehlt, wenig Freizeit, weil die pflegebedürftigen Angehörigen auch an den Feiertagen versorgt werden, der Weihnachtsbaum dann doch schief ist, das Essen im Ofen an- und die Lichterkette durch-brennt. Ist dann kein Weihnachten? Eine Nacht mit Weihrauch oder eine geweihte Nacht, daher kommt der Name. Und ist es wirklich alle Jahre wieder das gleiche? Sicher, Rituale wiederholen sich. Gerade wir katholischen Christen sind bekannt und geschätzt für die immer gleichen und doch so schönen Rituale in der Weihnachtszeit. Das Besondere der Weihnacht ist für mich, dass Gott uns Menschen völlig neu begegnet. Er macht einen neuen Anfang, in einem Kind in der Krippe, von dem wir glauben dürfen, dass Gott selbst Mensch geworden ist. Das feiere ich mit vielen anderen in der Christmette am Heiligen Abend und dann spüre ich: Ja, jetzt ist Weihnachten!

Aus der Sicht der Bibel ist eingetreten was der Prophet Jesaja in Kapitel 9 Vers 5 ankündigt: „Ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt“. Eltern wissen was jetzt beginnt, ein völliger Neuanfang, Pläne ändern sich, schlaflose Nächte, Windeln wechseln und ein seliges Lächeln, freudiges Lachen und Blicke voller Vertrauen und Unschuld, eben ein Neubeginn. Die gleichzeitig bange und hoffnungsvolle Frage: Was wird wohl aus diesem Kind? Die Zukunft ist voller Möglichkeiten und Chancen, welche der Träume sind realistisch?

Genau so einen Neuanfang macht Gott mit der Menschheit in der Weihnachtsnacht, seht her, ich bin einer von Euch, ein Mensch unter Menschen. Beim Blick auf das Kind sind wir aufgefordert innezuhalten. Papst Leo der Große schreibt in seiner Weihnachtspredigt: „Erkenne, o Christ, deine Würde, du bist zum Teilhaber an der göttlichen Natur gemacht.“ Gott wird ganz Mensch, in allem uns gleich außer der Sünde, damit wir ihm ähnlich sein können. Gott wird ganz Mensch und damit gibt er auch uns zu verstehen, dass in jedem Menschen ein göttlicher Funke, eine göttliche Würde enthalten ist, eine Würde, die uns kein Alter und keine Pflegebedürftigkeit nehmen kann. Gleichzeitig ist es auch ein Auftrag diese Würde zu leben und zu respektieren.

Weihnachten: Gott beginnt mit uns ganz neu und kommt in eine Welt, die es schon viele Jahre gibt, die eine Geschichte hat. Die Botschaft von Weihnachten kann uns Orientierung bieten und Kraft- und Inspirationsquelle sein. Neue Anfänge beginnen nicht aus dem Nichts, sondern werden gestaltet von den Menschen, die schon da sind. Beim Gotteskind Jesus sind es Maria und Josef und die Großeltern Anna und Joachim. Für unsere Katholischen Pfarreien im nordwestlichen Teil des Werra-Meißner-Kreises beginnt mit dem ersten Januar 2026 etwas Neues. Aus 6 Pfarreien wird die neue Pfarrei, Herz Jesu Werra-Meißner mit Sitz in Witzenhausen. Ein Neuanfang der auch viel Neues bringen wird, manche Veränderung und viele Chancen und Möglichkeiten der Entwicklung. Die Geschichte von Gott mit seiner Kirche geht nicht zu Ende, sondern wird täglich neu geschrieben. Die Schreibenden sind die Christinnen und Christen unserer neuen Pfarrei Herz Jesu, die sich noch kennen lernen müssen. Vielleicht werden wir ein Herz und eine Seele? Nicht jeder Weihnachtsbaum steht kerzengerade, nicht jeder Weihnachtsbraten gelingt und manchmal sorgt ein Kurzschluss für eine dunkle Lichterkette. Doch die Würde als Mensch die bleibt, der Glaube an Gott und seine bedingungslose Liebe verbindet uns. Freuen wir uns auf das, was gelingen wird, auf einen neuen Anfang mit Gott im Herzen.

Feiern wir Weihnachten wie alle Jahre wieder und wagen wir einen Neuanfang wie Gott es uns vorlebt. Wo auch immer Sie die Feiertage verleben, das Team ihrer Pfarreien und Kirchorte:

Zum göttlichen Erlöser | Witzen­h.

St. Bonifatius | Bad Sooden-Allend.St. Joseph | Hebenshausen

Christkönig | Hessisch Lichtenau

Mariae Namen | Großalmerode

St. Elisabeth | Waldkappel

oder neu ganz einfach

Herz Jesu | Werra-Meißner

wünscht Ihnen ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest 2025 sowie alles Gute und Gottes reichen Segen für das neue Jahr 2026

Ihr Simon Graef, Pfarrer mit Team

Kpl. Weihnachtspfarrbrief 2025