Der Toten gedenken, die eigene Endlichkeit bedenken, dem Leben Hintergrund und Tiefe geben:
GedenkMahl
Zum GedenkMahl sind Trauernde eingeladen,in alter Tradition des Leichenschmauses, miteinander das Mahl zu teilen.Über ihre Trauer zu sprechen, Texten zuzuhören.
Das entspricht nicht nur guter Tradition,es ist ein Akt nachträglicher Würdigung und ein Akt unseres Glaubens.
Darum gedenken wir unserer Toten und zünden ein Licht für sie an,weil wir um einen Gott wissen, der an uns denkt, der die Menschen sterben lässt, sie aber wieder zu sich ruft.
Wir werden an unsere eigene Sterblichkeit erinnert und richten daraufhin unser Leben vielleicht wieder neu aus.
Ein persönlicher Bericht von Christine Foerster zum GedenkMahl am 4. Nomvember:
Im Anschluss an den Sonntagsgottesdienst am 4. November,
mit dem Vorlesen der Namen, in diesem Jahr Verstorbener und dem Anzünden einer
Kerze, sind die Angehörigen zum Gedenken ins Pfarrheim eingeladen.
Persönlich eingeladen wurden alle Angehörigen, die in diesem Jahr einen lieben Menschen beerdigen mussten aber auch alle, die am GedenkMahl teilnehmen möchten und ihre eigene Endlichkeit bedenken.
Das Pfarrheim ist einstimmend vorbereitet, die Tische einladend gedeckt.
Die Ankommenden werden alle persönlich begrüßt. Sie können ein Erinnerungslicht am Gedenkstein entzünden. Den Namen des Verstorbenen auf einen Zettel dazulegen.
An einem gut gefüllten Büchertisch kann in
vielfältige Literatur reingelesen werden die auch käuflich erworben werden
kann. Diesmal gibt es einen besonderen Tisch in der Mitte, mit
‚Erinnerungsstücken‘, die im Laufe des Nachmittags erklärt werden.
Die Gäste nehmen Platz und machen sich miteinander bekannt.
Der Hintergrund des GedenkMahls, und des Leichenschmauses wird kurz erklärt.
Nachdem Pfarrer Göb das Tischgebet gesprochen hat, wird das Essen aufgetragen. Die Suppe ist heiß und wohlschmeckend, für den festen Biß gibt es belegte Brötchen dazu. Der Nachtisch süß und fruchtig und ein Schnaps danach schließt das Essen ab. Alle Küchenvorbereitungen werden mitunterstützt von Ulla Werlein und Agathe Neubauer. Dazwischen gibt es viel Zeit sich untereinander auszutauschen, die Stimmung im Raum ist aufgelockert, freundlich.
Nach dem Abräumen des Geschirrs beginnt das
Gedenken, einstimmend mit wunderbarer Musik von Thomas Kirchhofs auf der Klarinette,
dann mit Texten. Heute mit ‚Ritualen‘,
die oft nicht als solche erkannt, aber überlebenswichtig für die Trauernden
werden können.
Frau Utes Scheel-Ziegler war eingeladen, aus ihren eigenen Texten zu lesen. Durch ganz akute, gesundheitliche Probleme kann sie nicht kommen. Ihre Texte dürfen wir ohne sie vorlesen. Zwischendurch erfreut Thomas Kirchhofs uns immer wieder mit seiner Musik, die über Jammern und Klagen, aller Schwermütigkeit, im Laufe des Nachmittags heller, fröhlicher, fast beschwingt, heiter wird.
Es ist Zeit für den Kaffee, der mit Streusel- und Apfelkuchen lockt.
Frau Theresia Dick erzählt die zum Nachmachen auffordernde Lebensweisheit mit den Bohnen.
Der Erinnerungstisch will noch erklärt werden. Pfarrer Göb liest eine Erzählung des brasilianischen Theologen, Leonardo Boff, aus einem Brief seiner Geschwister zum Tod des Vaters, über das Vermächtnis eines Zigarettenstummels vor, die sehr gut auf die Stücke am Tisch überleitet. Ja, da liegen sie, viele Erinnerungen an unsere Verstorbenen, die immer noch ganz nah und lebendig zu unserem Leben gehören. Die Greifwerkzeuge als Ersatz für die verlorene Hand des Vaters, das Kartenspiel des Onkels, die gestrickten Strümpfe der Mutter und vieles, vieles mehr.
Spontane Beiträge, von Gerd-Michael Schuster kommen dazu. Die Musikstücke und das Miteinander sorgen für eine gelöste Stimmung.
Der ‚Sehnsuchts‘-Text über den kostbaren Geruch der Birnen ermuntert zum Abschluss. Es ist schön, die Heiterkeit, vielleicht auch Zuversicht aus den Gesichtern lesen zu können.
Pfarrer Göb spricht den Segen über alle. Der Nachmittag ist rund und gut.
Langsam löst sich das Miteinander auf.
Beim Verabschieden warten auf jeden Gast eine Tüte mit Bohnen, eine Birne und eine rote oder weiße Rose, für sich selbst oder für den anschließenden Gang auf den Friedhof.
© Christus Epheta, Homberg (Efze) - Christkönig, Borken (Hessen)