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Bericht 25 - Zuschüsse für die Orgel

Die Rommerzer Walcker-Orgel: "Ein historisch bedeutsames Objekt"

Wer hätte das gedacht? Die wenigstens Rommerzer werden wohl wissen, dass ihre Kirchengemeinde im Besitz einer historisch sehr bedeutsamen Orgel ist.

Zwar ist diese erst im Jahre 1954 erbaut worden - der Einbau in die Kirche erfolgte 1955 - und hat somit noch keine 60 Jahre auf dem Buckel, aber dennoch: "Gerade Orgelinstrumente aus der Zeit der 50er und 60er Jahre sind von ganz besonderem Wert", so Dr. Bernhard Buchstab, Orgelsachverständiger vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Die Rommerzer Orgel sei klanglich eher romantisch orientiert; durch das Vorhandensein neobarocker Register mache sich aber bereits die sogenannte „Orgelbewegung“ jener Zeit bemerkbar.

Ein "besonderes Exemplar" - die Rommerzer Orgel 
Ein "besonderes Exemplar" - die Rommerzer Orgel

Die Rommerzer Orgel stammt von der legendären Orgelbaufirma Walcker in Ludwigsburg.
Mit ihren 28 Registern zählt sie zu den größten Instrumenten im Kreis Fulda.
Nach Angaben von Prof. Gottfried Rehm, einem erfahrenen Orgelspezialisten aus dem Kreis Fulda, ist sie die drittgrößte zweimanualige Orgel außerhalb der Stadt Fulda. Größer seien nur die im Kloster Hünfeld mit 29 und in Gersfeld mit 31 Registern. Eine respektvolle Tatsache für einen im Verhältnis kleinen 1700-Einwohner-Ort.

Zur Information: ein Register ist eine Reihe von etwa 54 Pfeifen; jedes Register hat eine bestimmte Klangfarbe wie z.B. Flöte, Trompete, Gamba oder Prinzipal. Dementsprechend sei die Rommerzer Orgel "gleichsam einem Orchester mit 28 verschiedenen Instrumenten", so Prof. Rehm in seinem Buch aus dem Jahr 1984.

Nach Angaben von Dr. Bernhard Buchstab vom Landesamt für Denkmalpflege, welcher übrigens persönlich sehr für die Orgel in Rommerz schwärmt, sei das besondere an der Orgel, dass sie bis heute in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben ist und nachträglich keinerlei Veränderungen erfolgten. Bundesweit gäbe es nur noch sehr wenige Exemplare, auf welche dies zutreffen würde, so Buchstab, der selbst gelernter Orgelbauer und somit vom Fach ist.

Aufgrund der historischen Bedeutsamkeit kommen der Rommerzer Kirchengemeinde Fördergelder für die Komplettsanierung der Orgel zu Gute. Die Arbeiten wird die Firma Krawinkel aus Trendelburg durchführen, welche die Orgel abbaut und über den Zeitraum der Innenrenovierung überarbeitet und zwischenlagert. Das Geld für den Zuschuss stammt aus einem Programm der Denkmalpflege Hessen sowie der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, welche je 10 %, also insgesamt 20 % der Projektkosten übernehmen. Insgesamt werden hessenweit in 2011 neun Orgeln gefördert. Die Rommerzer Orgel ist dabei die einzige Kirchenorgel im Bistum Fulda.

Am Nachmittag des 16. August 2011 - einem Dienstag - fand die offizielle Übergabe der Bewilligungsbescheide für die finanziellen Zuschüsse statt, welche Pfarrer Bernhard Axt dankend entgegen nahm. Zu diesem besonderen Anlass waren auch einige Mitglieder der Gemeindegremien in die Kirche gekommen.

Das Bild zeigt von links: Diözesanbaumeister Dr. Burghard Preusler, den Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Dr. Thomas Wurzel, Bezirksoberkonservator und Orgelsachverständiger Dr. Bernhard Buchstab, den Pfarrer von Rommerz und Neuhof, Bernhard Axt sowie den Präsidenten des Landesamts für Denkmalpflege Hessen, Prof. Dr. Gerd Weiß.

 

Allerdings hat die ganze Sache auch eine negative Seite, wenn man es so nennen mag: mit der nun verbindlichen Vorgabe, die Orgel in ihrer ursprünglichen Form zu belassen, haben sich nämlich Pläne des Rommerzer Verwaltungsrates zerschlagen. So kann das große Rundfenster, welches derzeit offen liegt, nicht freigehalten werden. Hierzu müsste die Orgel nämlich geteilt werden. Der Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Hessen, Prof. Dr. Weiß, argumentierte hierzu: "Kirchengebäude mit Rundfenstern an der Westfassade gibt es in Massen; die Walcker-Orgel in Rommerz hingegen ist eine echte Rarität". Man müsse hier Prioritäten setzen. Zudem sprach er aus Erfahrung und warnte vor dem großen Lichteinfall durch das Fenster und der damit verbundenen "Blend-Wirkung" - besonders für den Priester, welcher während einer Messe in diese Richtung schauen muss. Darüber hinaus wäre Orgelteilung enorm kostspielig.

Ein weiteres Argument, das gegen eine Teilung der Orgel spricht, sei der Aspekt der Symmetrie: vom Altarraum aus betrachtet bilde die Orgel gemeinsam mit den Fenstern rechts und links ein harmonisches Zusammenspiel und eine optisch perfekte Einheit (siehe Bild auf Seite 50).
Nach Ansicht der Denkmalpfleger wäre es ein absolutes Unding, dieses Bild zu zerstören.

Momentaner Lichteinfall in die Kirche (Das Bild entstand im Zuge der "Fusboden-Aktion" im Juni diesen Jahres.) 
Momentaner Lichteinfall in die Kirche (Das Bild entstand im Zuge der "Fusboden-Aktion" im Juni diesen Jahres.)

Somit wird das Rundfenster also wieder hinter der Orgel verschwinden. Allerdings ist fest vorgesehen, das Instrument ein Stück weiter zur Emporenbrüstung vorzurücken.
Hierdurch soll der Lichteinfall durch das Rundfenster, welches definitiv nicht mehr zugemauert wird, auch ohne Orgelteilung zur Wirkung kommen und hinter der Orgel emporstrahlen. Das Vorziehen des Instruments würde zudem die akustischen Verhältnisse verbessern, so die Experten. Zudem wird die Orgel durch Umbau der Holzpodeste auf der Empore etwas tiefergelegt, sodass vielleicht sogar ein Teil des Fensters sichtbar wird.

Und eines steht fest: statt der großen Lichtquelle des Rundfensters, welche in Verbindung mit einem neuen bunten Fenster sicher zu einem echten Blickfang geworden wäre, dürfen die Rommerzer stolz sein auf ihre besondere Orgel, welche nun weiterhin auch als optisch großes Instrument auf der Empore thronen und ihren Beitrag zu jeder Messe leisten wird.

 
 

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