Wie die musikalische Fachwelt Müllers Musik aufnahm, ist bislang nicht betrachtet worden, angesichts der Quellenlage auch nur behutsam und implizit, über exemplarische Werkvergleiche zu leisten.
Zustimmung erfuhr Müller offenbar durch den renommierten Hildesheimer Dommusikdirektor Winand Nick (1831—1911]; er ist Urheber der Instrumentalsätze zu Müllers großen Oratorien. Über Nick urteilt kein geringerer als Louis Spohr im Jahr 1856, er sei „ausgezeichneter Klavierspieler, begabter Komponist und ... auch ein vorzüglicher Gesangslehrer. Überdies rühmt man von ihm, dass er unermüdlich sei, gute Musik zu verbreiten und zur Geltung zu bringen. Musikalisch wohl weitaus intensiver gefördert als Müller beherrschte Nick bereits als 6-jähriger die Instrumente Klavier, Geige und Orgel. Als 9-jähriger wurde er vertretungsweise als Organist eingesetzt und von seinem 14. Lebensjahr an erhielt er unter anderem bei Louis Spohr in Kassel, dann bei Kantor Michael Henkel in Fulda seine weitere musikalische Ausbildung; bei letzterem vornehmlich im Orgelspiel und der Komposition. In seinen ersten Jahren als Hildesheimer Dommusikdirektor führte er, nicht anders als in seiner Zeit als Leiter des Fuldaer Gesangvereins Caecilla, überwiegend Werke der Wiener Klassiker und deren Schüler auf. Später, seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts näherte sein Musizieren und Komponieren sich dem Caecilianismus an.“ Zu dem von ihm komponierten Werken gehören 6 Oratorien, 11 Messen, zahlreiche Gesänge zum Proprium Missae, mehrere Te –Deum -Kompositionen, schließlich Chorbücher und Liedsätze zu Gesangbüchern etc.
Winand Nick und Müllers Musik
Den Kern von Müllers Oratorien bildeten einfach vierstimmige Chorsätze. Jeder Kirchenchor, so wünschte es der Komponist, sollte sie einstudieren und problemlos auch außerhalb der Oratorien bei anderen Anlässen aufführen können. Solopartien gestaltete er so, dass sie entweder von talentierten Chorsängern oder hinzugewonnenen Amateuren gesungen werden konnten. Als Instrumentalbegleitungen stammen aus Müllers Hand Begleitsätze für Klavier bzw. Harmonium.
Die große Resonanz, die Müllers Weihnachtsoratorium von Anfang an fand – es erschien innerhalb weniger Jahrzehnte in über 50 Auflagen! – ließ rasch die Frage nach einer Orchesterfassung aufkommen. Sie besorgte Winand Nick (1831-1911), Domkapellmeister von Hildesheim. Nick hatte in seiner Jugend in Fulda das katholische Lehrerseminar absolviert, er stammte aus Fritzlar. Als Leiter des Fuldaer Chores „Caecilia“ von 1851 an hatte er H. F. Müller schon früh kennengelernt, denn er sang in der „Caelilia“ als Schüler mit.
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