Wie man es auch nennt - die Hauptsache ist, wir sehen uns und können plaudern...
Im Jahre 723 kam Bonifatius hierher - vor 1.300 Jahren...
Am Sonntag, 13. November 2016, fand ab 11.45 Uhr eine bewegende Feierstunde auf dem alten Friedhof an der Georgengasse statt.
Bürgermeister Hartmut Spogat begrüßte alle Anwesenden und hielt die erste Ansprache. Ihm folgte Dechant Jörg-Stefan Schütz, der sehr persönlich von seinen Eindrücken von dem Erlebten seines Großvaters berichtete.
Die dritte Ansprache hielt Oberst Dr. Bauersachs, dessen Ansprache zum Nachlesen weiter unten eingefügt ist.
Dann wurden in Stille die Kränze zum Ehrenmal getragen und niedergelegt.
Die Nationalhymne bildete den Abschluss der Feier.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
liebe Teilnehmer an dieser Gedenkstunde zum diesjährigen VoIkstrauertag,
wir sind heute hier am Ehrenmal auf dem alten Friedhof in der GEORGENGASSE in Fritzlar zusammen gekommen, um gemeinsam zu trauern - zu gedenken - zu erinnern und damit zum Frieden zu mahnen.
Wer sich nicht erinnert - wer vergisst - wer verdrängt - der kann Zukunft nicht gestalten, der kann Frieden nicht wahren, weil er nicht weiß, was Krieg und Gewalt bewirken können.
Wir gedenken heute im Stillen an die Opfer von Krieg - Gewalt - und Terror - an Kinder - Frauen - und Männer aller Völker.
Wir gedenken der Soldaten, die in den beiden Weltkriegen starben -
der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft -
als Vertriebene und - ganz aktuell wieder - als Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden und werden, weil sie einem anderen Volk oder einer anderen Rasse angehörten und angehören - Teil einer Minderheit waren oder sind - deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde - oder die einfach an eine andere Religion glauben oder zu einer anderen Glaubensgemeinschaft oder Konfession gehören.
Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um unsere Bundeswehrsoldaten und andere Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren haben.
Diese Frauen und Männer der Bundeswehr haben ihre Gesundheit und ihr Leben eingesetzt auch für den Schutz der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes - für die Sicherheit und die lnteressen Deutschlands in der Welt. Sie haben dazu beigetragen, dass die Bundeswehr ihren Auftrag erfüllt hat und haben ihrem Land gedient, sie haben dem Frieden in der Welt gedient.
Wer in diesem Dienst sein Leben lässt, hat unsere andauernde Ehrung und Erinnerung verdient! Damit sind sie uns Vorbild und bleiben es!
So wie die Bundeswehr ihren Platz in der Mitte unserer Gesellschaft hat, so haben die Gefallenen und Verstorbenen ihren Platz in der Mitte der Bundeswehr. Wir bleiben eine Gemeinschaft - auch über den Tod hinaus. Wir vergessen sie nicht. Wir erinnern an ihr Opfer ebenso wie an das Opfer all derer, die seit Gründung der Bundeswehr im Dienst ums Leben gekommen sind.
Wir gedenken heute aber auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache - Opfer geworden sind.
Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht auch im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern - und unsere Verantwortung gilt dabei dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.
Wir brauchen diesen Volkstrauertag - einen staatlichen Gedenktag - auch heute noch im Jahr 2016 aus Respekt vor den Millionen von Opfern weltweit, die verwundet - verstümmelt - und entsetzlich entstellt wurden und werden. Denn nach wie vor ist Gewalt auf der ganzen Welt verbreitet, um andere - einzelne Menschen / Gruppen oder Staaten - zu unterdrücken, ihnen im Namen von Nation - Volk - Rasse - Religion - oder ldeologie den eigenen Willen aufzuzwingen.
Wir brauchen diesen Moment des lnnehaltens, um darüber nachzudenken, was wir heute für Frieden - Freiheit - Gerechtigkeit - und Menschlichkeit aktiv und offensiv in der Welt tun können.
Das Gedenken an die Toten ist uns auch immer wieder Mahnung, aus der Vergangenheit Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen und danach zu handeln. Wann immer und wo immer wir heute helfen können, Blutvergießen zu beenden und Not zu lindern, wenn wir einen Beitrag leisten können, einen Versöhnungsprozess voranzutreiben, wenn wir ganz einfach helfen können, Menschen vor Gewalt und Terror zu schützen, dann müssen wir es tun.
Wir dürfen nicht wegschauen, als ginge uns das nichts an. Das ist zu allererst ein Gebot der Menschlichkeit. Es ist aber auch ein Gebot vorrausschauender Vernunft. Der Glaube an die Begrenzbarkeit von Konflikten und an lnseln unverbrüchlichen Friedens ist nicht selten eine gefährliche lllusion.
Deshalb ist es richtig und wichtig, dass deutsche Soldaten und Polizisten an Friedensmissionen in der Welt beteiligt sind. Deutschland stellt sich damit seiner Verantwortung, die die Staatengemeinschaft von unserem Land erwartet. Denn nicht tatenlos beiseite stehen, sondern Verantwortung zu übernehmen, ist eine Lehre aus der eigenen Geschichte.
Erinnerungskultur ist die bewusste Verbindung von Vergangenheit Gegenwart - und Zukunft. Ob wir die Lektionen der Vergangenheit gelernt haben, ist noch offen. Aber wir entscheiden mit darüber, wie das 21. Jahrhundert verlaufen kann und wird.
Der Volkstrauertag ist ein Tag der Erinnerung und der Besinnung:
Die Erinnerung an Krieg und Gewalt und des Gedenkens an die Toten. Wir verneigen uns in Trauer vor ihnen und bleiben ihnen verbunden in der dauerhaften Verpflichtung für Frieden - Freiheit - Demokratie - und Menschlichkeit.
Herzlichen Dank allen, die an dieser Feierstunde teilgenommen haben,
den Rednern,
den Fahnenabordnungen der Kyffhäuser Kameradschaft, der Schützengilde und vom VdK OV Fritzlar,
dem Katholischen Bläserchor und dem Männergesangsverein Liedertafel für die musikalische Gestaltung und
allen, die in der Stille derer gedacht haben, für die sie an dieser Feierstunde teilgenommen haben.
© St. Peter, Fritzlar