Wie man es auch nennt - die Hauptsache ist, wir sehen uns und können plaudern...
Im Jahre 723 kam Bonifatius hierher - vor 1.300 Jahren...
„Psalmus – tranquillitas animarum – Der Psalm ist die Ruhe der Seele.“ In diesen Worten des hl. Augustinus kommt die ganze Bedeutung des Psalmengebetes zum Ausdruck. Die Psalmen führen den Menschen in Gottes Armen, um bei ihm Zuflucht und Ruhe zu finden. Das Buch der Psalmen im Alten Testament kann als Gebetbuch in der Bibel beschrieben werden. In ihnen werden Leid, Trauer, Klage, Freude und Jubel als Gebet formuliert. Dieses Gebetsbuch, das im jüdischen Synagogengottesdienst Anwendung fand und auch von Jesus gebetet wurde – zu denken ist hier an den Ps 22 („Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen […]?) –, ist in den christlichen Gottesdienst mit eingeflossen. Aus der jüdischen Gebetspraxis hat sich später die christliche Gebetspraxis der Tagzeitliturgie entwickelt, die über den Tag hinweg die Mysterien Christi gefeiert hat. Dabei spielte vor allem die Tagzeitsymbolik eine wichtige Rolle. So gedachte man beim Sonnenaufgang der Auferstehung Christ. Christus ist die Sonne, die keinen Abend kennt, sie hat die Nacht des Todes besiegt. Daher ist auch die Sonne das Symbol für die Gottheit Jesu. Am Mittag gedachte man der Verurteilung und des Todes Jesu. Am Abend stand die Betrachtung der Menschwerdung im Mittelpunkt. Hier ist der Mond ein wichtiges Symbol. So wie er sein Licht von der Sonne empfängt, so empfängt der Mensch das Leben von Gott. Insofern ist der Mond das Symbol für die Menschheit Jesu. Ebenso werden die Stunden des Tages durch die Passionschronolgie des Evangelisten Markus gefühlt. Somit wird an einem Tag das ganze Leben Jesu betrachtet, er ist durchzogen von einer Christusmeditation. Das, was die Christen im Kirchenjahr feiern, tritt so jeden Tag als Ganzes auf. Jeder Tag ist eine Betrachtung des Lebens Jesu. Das kirchliche Stundengebet bzw. die kirchliche Tagzeitliturgie wird so zu einem wirksamen Mittel, im Gebet zu sein und zugleich die Mysterien Jesu zu betrachten.
Die Reichhaltigkeit der geschichtlichen Entwicklung wurde besonders an den zwei Grundtypen der Tagzeitliturgie aufgezeigt: monastischer (klösterlicher) Typus – hier ist besonders die Praxis der Wüstenväter, die uns von Johannes Cassian und den Apophtegmata Patrum überliefert ist, zu erwähnen ebenso die Regel des hl. Benedikt – und dem kathedralen Typus – hier ist das Zeugnis der Pilgerin Egeria (4. Jh.) von großer Bedeutung. Die Neuordnungen des Konzils von Trient als auch die Erneuerung der Stundenliturgie (Liturgia horarum) durch das Zweite Vatikanische Konzil waren ebenso Gegenstand der Betrachtungen.
Am 11.4. wird es um die inhaltliche Bedeutung der einzelnen Teile der Tagzeitliturgie gehen. Dazu herzliche Einladung. 19:30 Uhr Stiftssaal.
© St. Peter, Fritzlar